Thomsberger&Hermann, Christiane Wachter

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Thomsberger & Hermann

Die Steingutfabrik von Thomsberger & Hermann ist das älteste Keramikunternehmen der Stadt.

Bevor der Brennofen-Fachmann Samuel Gottlob Thomsberger 1804 in der Colditzer Badergasse seine Steingutfabrik gründete, war er in der Königlich Sächsischen Steingut- und Fayence-Manufaktur Schloss Hubertusburg tätig. Dort wurde teilweise auch mit Colditzer Kaolin gearbeitet. Die Wahl des eigenen Firmenstandorts geschah also wohlkalkuliert. Ab 1814 führte Thomsberger das Unternehmen gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Friedrich Wilhelm Ludwig Hermann unter der Bezeichnung Erste Colditzer Steingutfabrik Thomsberger & Hermann (T & H). In der Wassergasse gegenüber kam 1819 ein weiteres Gebäude hinzu - eine Tonschlämme zur Aufbereitung des Rohmaterials. Der hohe Weißgrad des Scherbens war fortan ein wichtiges Qualitätsmerkmal des Steinguts von T & H. Der Ton kam aus firmeneigenen Gruben zwischen Collmen und Zschadraß und in der Dresdener/ Leisniger Straße.

 

Scharfe Konkurrenz bestand später zur Steingutfabrik Colditz AG am Furtweg, die Thomsberger & Hermann zeitweise zu kaufen versuchte. Dies blieb zwar erfolglos, dennoch geriet der traditionsreiche, aber technologisch und technisch veraltete Betrieb seit den 1920er Jahren in eine Krise und musste 1954 aufgelöst werden. Auf dem Gelände standen noch bis zum Abriss im Jahr 2002 leere Fabrikgebäude.

 

Die Produktpalette war äußerst vielfältig: Haushalt-/ Küchen- und Kaffeegeschirr, Waschgarnituren, Blumenkübel, Nachttöpfe, Seifenbehältnisse, Vorratsdosen und Puddingformen sind nur eine kleine Auswahl.

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Künstlerische Umsetzung von Christiane Wachter

Christiane Wachters Entwurf eines Kubus steht für die Produktionsstätten der Steingutfabrikation – zweckmäßige, schmucklose, aber dominante Gebäude im Stadtbild. Im fertiggestellten Objekt werden keramische Originalmaterialien in der Oberfläche aufleuchten. Besonders interessiert dabei die Oberflächenwirkung aus Porzellanscherben und Beton im Wechsel. Obwohl es um die Steingutfabrikation geht, müssen in der Plastik Porzellanscherben verwendet werden. Steingut hat im Gegensatz zu Porzellan einen gelblichen, porösen Scherben und würde der Witterung dauerhaft nicht standhalten.
Auf einer Grünfläche zwischen den beiden ehemaligen Betriebsstandorten Badergasse und Wassergasse wird dieses Kunstobjekt künftig zu entdecken sein.

 

Christiane Wachter

 

 

1966

In Erfurt geboren

1984

Abitur

1984–1985

Handweberlehre in Crimmitschau

1985–1986

Gobelinweber in Halle

1986–1988

Töpferlehre in der Schaddelmühle

1988–1989

Vorpraktikum an der Hochschule in Halle

1989–1994

Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle Burg Giebichenstein

Seit 1994

freischaffend in Erlln / Colditz  tätig

 

Text: Annett Steinert/ Geopark Porphyrland

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