Stadtgeschichte

750 Jahre Colditz – auf dieses beachtliche Jubiläum konnte die Stadt 2015 zurückblicken. Begonnen hat alles noch früher mit der Besiedlung der günstig gelegenen Muldenfurt durch die Slawen. Vor allem Kaufleute sind es, die sich hier niederlassen. Eine burgähnliche Anlage entsteht, welche die Entwicklung der Region fortan wesentlich bestimmen wird. Auf das Jahr 1265 geht die urkundliche Ersterwähnung von Colditz zurück. Die St. Nicolaikirche stammt aus dieser Zeit. Die Burg indes wird Jahrhunderte später Stück für Stück zum Schloss umgebaut.

 

Im späten Mittelalter kommt es zu einer ersten Blütezeit der Kleinstadt, die jetzt zur Markgrafschaft Meißen gehört. Handel und Gewerbe florieren. Etliche Handwerker-Innungen gründen sich, so u. a. der Weber, Tuchmacher, Schuhmacher oder Bäcker. 1504 legt ein verheerender Stadtbrand halb Colditz in Schutt und Asche. Darunter auch das Rathaus. Pest-Epidemien wüten in der Region und führen dazu, dass einige Dörfer nahezu aussterben. Doch die Colditzer lassen sich nicht unterkriegen: Um 1580 zählt die Stadt bereits 2100 Einwohner, das Rathaus ist längst wiederaufgebaut.

 

Unter der Herrschaft von Kurfürstin Sophie erblüht die Stadt abermals. Von 1603 bis 1622 kürt die sozial engagierte Sophie Schloss Colditz zu ihrem Witwensitz. Der kursächsische Hof frönt im Tiergarten seiner Lieblingsbeschäftigung: der Jagd. Im Jahr 1769 errichtet der findige Unternehmer Gottfried August Költz die erste Kattunfabrik im Ort und läutet damit den Boom der Textilindustrie auch hier in der Region ein. Bald wächst die Manufaktur (heutige Grundschule) zu Sachsens größter Kunstbleiche heran.

 

Etwa zur selben Zeit tüftelt Johann Böttger in Dresden an seinem Vorhaben, das „erste europäische Hartporzellan“ herzustellen. Colditz liefert dafür Kaolin in die Residenzstadt. Im Januar 1708 wird das Porzellan-Experiment von Erfolg gekrönt. Die Zutaten: Ton aus Colditz, Kalkspat aus Freiberg und Alabaster aus Nordhausen. Für Colditz ein Meilenstein! Die reich gefüllten Ton- und Kaolingruben rund um die Kleinstadt werden ein unverzichtbares Standbein für die 1710 gegründete Meißner Porzellanmanufaktur. 1804 nimmt die erste Colditzer Steingutfabrik ihren Betrieb auf (Thomsberger & Hermann), weitere folgen.

 

Die Industrialisierung in Sachsen boomt, die Colditzer Region bleibt abgesehen von der Schamottenindustrie weiterhin land- und forstwirtschaftlich geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählt Colditz rund 5400 Einwohner. Im Ersten Weltkrieg finden 220 Colditzer den Tod. Bald darauf streckt auch in Colditz das Dritte Reich seine Fühler aus: 1933 wird im Schloss ein Konzentrationslager der SA eingerichtet, drei Jahre später ein Reichsarbeitsdienstlager. Von den dramatischen Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges bleibt auch Colditz nicht verschont. 1940 bis 1945 dient Schloss Colditz als Hochsicherheits-Gefangenenlager für ranghohe westliche Offiziere.

 

Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland halten am 16. April 1945 zunächst US-amerikanische Truppen Einzug in der Stadt. Am 7. Mai rückt indes die sowjetische Armee nach Colditz vor. Die darauf folgende Gründung der DDR geht mit der Enteignung und Verstaatlichung der Betriebe, Bauerhöfe und Rittergüter einher. Im durch Bomben verschonten Schloss wird schon 1946 ein Krankenhaus sowie ein Altenheim eingerichtet, die bis in die frühen 1990er Jahre dort existieren. Halb Colditz ist auf den Beinen, als 1954 das Waldbad im Tiergarten eröffnet wird.

 

1958 beginnt die Porzellanproduktion im großen Stil: In der „Porzelline“ wird Geschirr für Haushalt und Hotels hergestellt, das weltweit exportiert wird. Fast 1400 Menschen stehen hier in Lohn und Brot. Das Porzellanwerk wird zum größten Arbeitgeber in Colditz. Auch die Nahrungsmittelindustrie (heute anona) kommt in Fahrt. Neue Wohnsiedlungen und eine Schule entstehen, so 1981 am Wettiner Ring. Parallel verfällt die historische Bausubstanz, Umweltprobleme treten offen zu Tage. Auch das sind Themen der Friedensgebete in der Stadtkirche St. Egidien im Oktober 1989.

 

Mit der deutschen Wiedervereinigung beginnt auch in Colditz eine neue Zeitrechnung. 1990 erfolgt die freie Wahl eines Stadtparlaments, zugleich begeht der Ort seine 725 Jahr-Feier. Nach der „Wende“ müssen sich die Menschen umorientieren, manche kehren der Region den Rücken. Etliche Betriebe in Landwirtschaft und Industrie schließen, so 1996 auch das Porzellanwerk. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist das wichtigste Projekt für die nächsten zwei Jahrzehnte – ebenso wie die Sanierung des historischen Stadtkerns und des Schlosses. Mehrere Industriebrachen erfahren neue Nutzungen. 1999 verliert Colditz seinen Bahn-Anschluss, das Busnetz wird dafür ausgebaut.

Mulde-Hochwasser hat die Stadt schon einige erlebt. Doch im August 2002 und im Juni 2013 kommt es besonders schlimm. Höhepunkte der jüngeren Stadtentwicklung sind die Eröffnung der Europa-Jugendherberge (2007) und der Landesmusikakademie (2010) im Schloss Colditz sowie der Neubau der Muldebrücke (2009). Bedingt durch die demografische Schrumpfung und Alterung Sachsens verliert Colditz an Einwohnern. Manch Ortsteil verjüngt sich durch Zuzüge und mehr Geburten aber auch. Durch die Eingemeindung von Zschadraß sowie Teilen von Großbothen vergrößert sich die Stadtfläche als auch die Bevölkerung im Januar 2011. 25 Ortsteile bilden nun mit Colditz eine Einheit, die auf kulturhistorischen Traditionen fußt.